Auf den Spuren ihrer sudetendeutschen Vorfahren:

Besuch einer Amerikanerin in Trappenkamp

"Back to the roots", sagte sich Christel Detsch, geborene Pilz, aus Colorado (USA) und stattete Trappenkamp einen Besuch ab. Hier wuchs die Germanistik-Dozentin der University of Colorado Boulder von 1951 bis 1954 auf, und zwar im Bunker B2 an der heutigen Celsius-Straße. Sie hat noch genau das von den Briten abgeholzte und kahle Trappenkamp in Erinnerung — eine Steppe, in der ihr das Rispengras ins Gesicht kitzelte, wie sie erzählte. In Erinnerung waren ihr auch Wege in Trappenkamp, die mit Glassplittern aus der Glashütte befestigt waren und aus denen sie sich die schönsten Stücke aussuchte und sammelte. Und schließlich weiß sie noch von einem Gang mit ihrer Mutter zu Dr. Gustav Porsche zu berichten, der seine Praxis im Wehrmachtsgebäude am Ostlandplatz führte.


Christel Detsch aus den USA erwarb die Chronik über Trappenkamp, in der über den Glaswarenbetrieb ihres Großvaters Ernst Pilz berichtet wird

Ihr zu Ehren hatte das Sudetendeutsche Kulturwerk ein kleines Besuchsprogramm zusammengestellt, das mit dem Besuch des Museumsbunkers anfing. Renate Liesenfeld führte durch die Sammlung — immer wieder ergänzt von Ex-Bürgervorsteher Ernst Schöffel, Dietmar Porsche und Frau Reingard, Irene Steffanowski und Marion Baumgartl.


Dietmar Porsche blättert in Fotoalben seines Vater Dr. Gustav Porsche, um Christel Detsch die Verhältnisse in Trappenkamp nach dem Krieg zu verdeutlichen. v. l.: Marion Baumgartel, Dietmar Porsche und Frau, Irene Steffanowski, Christel Detsch

Stolz war Christel Detsch, Unterlagen über die Firma ihres Großvaters Ernst Pilz zu finden, der ab 1948 in Trappenkamp Glaswaren erzeugte, wie aus der Chronik "Trappenkamp, Geschichte einer jungen Gemeinde" von Stefan Wendt hervorgeht.
Nach dem Museumsbesuch sah sich Christel Detsch den Bunker B2 ihrer Großeltern an, in dem sie auch ihre ersten Lebensjahre verbrachte, den ein Cousin dann aber verkaufte und der sich heute auf dem Gelände der Firma "Sandkorn" befindet.


Christel Detsch vor dem verklinkerten Bunker B2 in Trappenkamp, wo sie ihre ersten Jahre der Kindheit verbrachte

Die Begegnung klang mit einem Essen im Restaurant "Pizza & Pasta" aus. Hier berichtete Frau Detsch von ihren Nachforschungen im ehemaligen Sudetenland, wo sie beide Häuser wiedergefunden hatte, in denen ihre Mutter bzw. ihr Vater vor der Vertreibung groß geworden waren. In Kriesdorf bei Reichenberg betrieben die Eltern ihrer Mutter eine kleine Bauernstelle mit Tuchweberei und in Gränzendorf bei Gablonz unterhielten die Eltern ihres Vaters eine kleine Glaserzeuger-Werkstatt. Hier stellten diese bis zur Vertreibung Glasperlen, Glasknöpfe und Armreifen her, die bis nach Indien exportiert wurden.


Familie Pilz 1927 vor ihrer Glasmacherei in Gränzendorf bei Gablonz (Sudetenland), aus der sie nach Trappenkamp vertrieben wurden

Heute hat Christel Detsch zu den tschechischen Bewohnern der Häuser ihrer Großeltern ein freundschaftliches Verhältnis und hat dort auch schon während des Urlaubs in Gränzendorf gewohnt, denn dieses Haus ist heute ein Ferienapartment. Die Erlebnisse über die Suche nach ihrer Heimat waren die Grundlage für eine kleine Ausarbeitung "Eine Heimkehr, 1990". Diese endet mit den Sätzen "Heimat ist kein politischer Gegenstand. Heimat ist ein Gefühl, das auch in mir, die ich nach dem Krieg geboren bin, lebt. Ich weiß jetzt, dass ich eine Vergangenheit habe. — Es gab eine Zeit, als Freundschaft zwischen Tschechen und Deutschen nicht möglich war. Unsere neuen tschechischen Freunde haben uns eingeladen, wieder zu kommen. Wir können nicht ändern, was geschehen ist, aber wir können uns mit Freundschaft und gutem Willen unsere Heimat erhalten."


Erwin Schöffel erklärt die Herstellung von Grogstöpseln, die in Trappenkamp hergestellt wurden. Mitte: Museumsleiterin Renate Liesenfeld, rechts: der Besuch aus den USA, Christel Detsch


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